Warehouse-Tasting bei St. Kilian mit Mario Rudolf

24. November 2019

Alle Gute Dinge sind drei und so machte ich mich am 02.11.2019 zum nun mehr dritten Mal in diesem Jahr auf den Weg nach Rüdenau (Bayern), einem Ort, in den ein und dieselbe Straße hin- und auch wieder hinausführt und in dem man wahnsinnig stolz auf die größte Whisky Brennerei Deutschlands ist. Dieses Mal folgte ich einer Einladung von St. Kilian zu einem exklusiven Warehouse-Tasting mit Master Distiller Mario Rudolf, für die ich mich an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bedanken möchte! 

 

Im Vorfeld konnte ich rein zufällig erfahren, dass auch Andreas Ames (Blog: Andrea's Whisky Vitrine) und auch Jürgen Reif (Blog: Talking about Whisky) das Tasting besuchen werden, worüber ich mich sehr gefreut habe, da ich bis dato beide noch nicht persönlich kennenlernen konnte. Da Andreas und Jürgen bereits im Wein- und Gasthof Zipf in Miltenberg untergebracht waren, habe ich mich den beiden angeschlossen und hier ebenfalls ein Zimmer gebucht. Den Gasthof kann ich übrigens sehr weiterempfehlen! Das Zimmer und Frühstück waren top!

 

Angekommen in Miltenberg traf ich die beiden im Ort und wir fuhren gemeinsam mit dem Taxi den zuvor beschriebenen "schottischen Singletrack" zur Brennerei. Im Besucher-Shop folgte das Get Together und die Anmeldung zum Warehouse-Tasting, zu welchem nun auch mit Margarete Marie (Blog: whiskyundfrauen. auch für männer.) ein weiteres bekanntes Gesicht hinzukam. 


Die Tour

Das Warehouse-Tasting startet mit einer Tour durch die Brennerei, im Rahmen dessen wir als Teilnehmer die Entstehung des St. Kilian Whiskys kennenlernen - von der Anlieferung des Gerstenmalzes bis hin zur jahrelangen Reifung in den Warehouses. Da ich die Tour in den letzten 1,5 Jahren bereits dreimal besucht hatte (zuletzt am 25. Mai 2019), befürchtete ich, dass mir schnell langweilig werden könnte und hoffte, dass es schnell ins Fasslager zum Tasting ging :) Aber ich wurde eines Besseren belehrt! Die Tour mit Mario Rudolf war spritzig, lehrreich und sehr kurzweilig. Meinen Bericht über die Tour, die ich damals besuchte, findet ihr hier.

 

Wusstet ihr, dass St. Kilian ausschließlich in den Sommermonaten getorften Whisky brennt und das es 15 bis 20 Durchgänge benötigt, bis das Torfaroma im New Make nicht mehr spürbar ist. Aber auch der in diesen Durchgängen destillierte Brand wird natürlich in Fässern abgefüllt, da er sich wie Mario Rudolf erklärt, hervorragend dazu eignet, im Vatting leichte Rauchnoten in den Whisky zu bekommen.

 

Während der Tour gab es mit dem St. Kilian White Dog (63,5%) dann auch gleich den ersten Tropf ins Glas, bevor es letztendlich am Ende der Tour in das beeindruckende Warehouse ging, in dem bereits Tische und Bänke für das Tasting aufgebaut waren und die Gäste mit einer üppigen Wurst- und Käseplatte und einer Variation von Brotsorten begrüßt wurden.


Das Tasting

Wer schon einmal in eine Fasslager war, der weiß, wie betörend es hier riecht. Die leicht alkohol-geschwängerte Luft machte sofort Lust, auf das was nun vor uns lag - das Warehouse Tasting! Ich denke es gibt kaum einen besseren Ort, an dem es sich entspannter Whisky trinken lässt als im Fasslager selbst. Die hier lagernden unterschiedlichen Holzfässern zaubern ein tolles und gemütliches Ambiente. Vorne im Warehouse sind fünf Fässer aufgebaut, aus denen Mario Rudolf in den nächsten 2 Stunden den Gästen weitere aufregende, fassstarke Tropfen ins Glas schenken wird. Für das fünfte Fass wechselten wir in das Fasslager, in dem mittlerweile zahlreiche Kundenfässer lagern. Der Alkoholgehalt wurde direkt vor Ort gemessen. Im Folgenden möchte ich kurz auf die einzelnen Tropfen eingehen und meinen persönlichen Eindruck wiedergeben:

 

1. Ex-Bourbon Fass (Old Forrester/190l) - ungetorft - 61,5% Alkohol - abgefüllt am 25.05.2016

Das Bourbonfass hat ganze Arbeit geleistet und sorgt für üppige, klassische Bourbonfassaromen wie etwa süßliche Vanille, Honig und leichte Eichenwürze. Trotz seiner satten 61,5% sehr geschmeidig am Gaumen. Der Alkohol war top eingebunden. Im Mund cremig bis ölig.

 

2. Spätburgunder Fass (Limousin Eiche) - ungetorft - 59,4% - abgefüllt am 04.05.2016

Der Whisky überzeugte mich mit deutlichen fruchtigen Traubenaromen mit einer dezenten Würze, Vanille, Mandel und Zimt. Im Abgang recht rocken und würzig.

 

3. PX-Sherryfass (seasoned) - ungetorft - 56% - abgefüllt am 17.05.2017 (noch kein Whisky)

Auch wenn ihn noch ein paar Monate von der Bezeichnung als Whisky trennten, überzeugt dieser Tropfen in der Nase mit kräftigen Aromen von dunklen Beeren, Honigsyrup und Zuckerrüben. Im Mund ölig, nussig mit einer deutlichen Süße. Dunkle Beeren und ein Hauch Maggi. Im Abgang gerösteter Kaffee. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich ihn sicherlich deutlich älter eingestuft. Ein tolles Fass und einer meiner Favoriten an diesem Abend!

 

4. Ex-Bourbon Fass (Old Forrester/190l) - peated (54 ppm) - 60,6% - abgefüllt am 16.11.2016 (fast Whisky)

Dem Moment, einen getorften Tropfen von St. Kilian im Glas zu haben, habe ich lange entgegen gefiebert. Nun war er da! Mit 54 ppm in etwa Ardbeg Niveau. In der Nase verbreitet sich ein sehr interessanter, zurückhaltender aber auch einzigartiger Rauch nach kalter Asche und Kräutern, Zitrusfrüchte und ein wenig Heu. Auf der Zunge dann eine kleine Rauchexplosion mit deutlich Vanille, die ich nach der Nase nicht erwartet hätte. Für mich DER (fast)-Whisky des Abends!

 

5. Ex-Ruby-Portwein Fass (30l) - heavily peated (92 ppm) - 61% - 1,5 Jahre alt

Den Spirit gilt es zunächst erst einmal zu zähmen. Jung und wild, mit jeder Menge Ecken und Kanten und einem knackigen Rauch-Port-Aroma. Noch nicht ganz so rund.


Der Ausklang und mein Dankeschön

Im Shop konnten wir noch weitere aktuell erhältliche Abfüllungen probieren und kaufen. Andreas und ich nutzten die Zeit, um ein wenig in der beeindruckenden Whisky-Sammlung im Nebenraum zu stöbern. Der Abend endete mit einem kühlen Bier der Brauerei Faust, welches Mario Rudolf noch extra aus dem Kühlschrank zauberte.

 

Mein Dank geht an St. Kilian für die Einladung zu diesem tollen Erlebnis, welches ich nur weiterempfehlen kann (und ja auch zu dem regulären Preis von 99 Euro!). Auch möchte ich hier noch einmal das gesamte St. Kilian Team loben, welches an diesem Abend vor Ort war (Mario, Michael, Andre und Udo). Ihr habt dieses Warehouse-Tasting zu dem gemacht, was es war - nämlich einzigartig und aufregend! 


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