12. Juli 2020
Dies ist ein unabhängiger Bericht der Whisky-Helden, der mein eigenes Empfinden und meinen persönlichen Eindruck schildert. Das Sample wurde mir von Tastillery.com zur Verfügung gestellt. Vielen herzlichen Dank für den Support!
Vor knapp 1,5 Jahren habe ich hier auf meinem Blog die Whisky-Adventure Box von Tastillery getestet (>>>Testbericht). Nun bringen die aus einer Winzerfamilie stammenden Gründer Waldemar und Cousin Andy Wegelin ihre erste eigene Whisky Abfüllung auf den Markt, die ich Euch heute gerne vorstellen möchte.
Die auf 300 Flaschen streng limitierte Single Cask Abfüllung trägt den geheimnisvollen Namen French Smoke und beschreibt eine Liaison zwischen schottischem Whisky und der hohen Rotweinkunst Frankreichs. Rauchiger Caol Ila Whisky trifft auf Rotwein aus Bordeaux!
Das Resultat ist ein 6 Jahre alter Caol Ila Whisky, der nach seiner Lagerung in Eichenfässern noch einmal für weitere 6 Monate in einem first-fill Rotweinfass nachreifen durfte. Allerdings wurde hierzu nicht irgendein Rotweinfass gewählt! Es handelt sich in der Tat um ein Fass des weltweit für Spitzenwein bekannten Chateau Lafite-Rothschild, dessen intensive, schwere und reichhaltige Weine auch gerne mal tausende Euro kosten können.
Interessant finde ich persönlich, dass hier der Namen des Chateaus Rothschild verwendet werden darf. In der Regel sind hier renommierte Weingüter aus Frankreich eher zurückhaltend und geben zwar die Fässer weiter, weisen aber daraufhin, dass der Name nicht für Marketing etc. benutzt werden darf. Ich bin jedenfalls gespannt, ob sich nun der Einfluss auf den Whisky eines solchen Rotweinfasses im Vergleich zu dem eines andren Gutes unterscheidet bzw. ob die Qualität und der Charakter (den ich nicht kenne, da ich noch nie einen Wein von Rothschild getrunken habe) des Rothschild Weines deutlich auf den Whisky übertragen wird. Schmeckt der "French Smoke" wohl anders als diejenigen Whisky mit Finish im Rotweinfass, die ich bis dato verkostet habe? Ist der doch extrem hohe Preis von 109 Euro für einen gerade einmal 6-jährigen Caol Ila angemessen oder zahlt man ggf. für den Namen Rothschild oder die Rechte an dem Namen? Schauen wir mal.... ich bin etwas skeptisch muss ich zugeben.
Zu Beginnt empfängt mich der für Caol Ila typische maritime Rauch kalter Asche, gefolgt von leichten Früchten wie Erdbeeren und spritzigen, roten Trauben. Prägnante Eichenwürze mit Ingwerschärfe. Dahinter etwas Rosenwasser, leichte Vanille und Grapefruit. Insgesamt überwiegt der Rauch, der durch die leichten und erfrischenden Fruchtaromen aus dem Weinfass gut ergänzt wird. Allerdings wirkt er für mich in der Nase etwas scharf, jung und wild. Je länger er atmet, umso mehr verfliegt diese "junge" Note und das Arom in der Nase wird süßlicher (gezuckerte Früchte) und der Wein kommt mehr zum Tragen.
Guter, kraftvoller Antritt mit viel Rauch und schöner Eichenwürze. Der Rauch erinnert mich an kalte Asche. Die Fruch- und Weinaromen sind nun m.E. deutlich präsenter und harmonieren sehr gut mit dem Rauch. Erdbeerbowle mit Himbeeren und Räucherchips. Ein Hauch Leder und Tabak. Deutlich ausgewogener und älterwirkend als die Nase vermuten lässt! Die jungen Ecken & Kanten sind im Mund nicht zu spüren. Dazu schön cremig und vollmundig.
Mittellang, kalter Zigarettenrauch mit dunklen, süßen Beeren. Leicht trocken mit etwas Eichenwürze.
Ein erfrischender, spritziger und sommerlicher Whisky. Das Nosing hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Insbesondere zu Beginn fand ich den Whisky etwas jung und wild in der Nase, was sich aber mit einer längeren Atmungszeit des Whiskys etwas verflüchtigt. Im Mund hingegen wirkt der "French Smoke" sehr harmonisch und ausgewogen. Die Verbindung des rauchigen Caol Ilas aus Schottland und dem Finish in Rotweinfässern des Chateau Lafite-Rothschild aus Frankreich geht auf. Die sommerlichen, leichten Fruchtaromen unterstreichen gekonnt den leicht süßlichen, kalten Rauch. Das Finish ist gut, aber wenig aufregend.
Ein schöner, leichter Whisky für den Sommer. Es bleibt jedoch ein junger, wilder Caol Ila gepaart mit schönen Frucht- und leichten Weinaromen. Die Kombination mag ich. Der Whiskys ist gut! Auch mag ich wilde, junge Islaywhiskys. Der Preis von EUR 109 schreckt mich aber dann doch eher ab. Das ist schon ne Hausnummer. Dann doch eher auf den Namen "Lafite-Rothschild" verzichten, ein "normales" no-name Rotweinfass zum Finish verwenden und lieber der Preis halbieren.
Bewertung | |
Whisky-Helden | 10.00 von 15 Drams (Guter Whisky, Verkostung empfohlen) |
Whiskybase | Link |
Verkostungen und Berichte | |
anderer Blogger/Vlogger/Experten |
Factsheet | |
Region | Islay |
Abfüller | Tastillery |
Reifungszeit | 6 Jahre |
Fass | Eichenfass |
Finish | Bordeaux Rotweinfass Chateau Lafite-Rothschild |
Alkohol | 51.7% |
Farbstoff | nein |
Kältefiltrierung | nein |
Preis | EUR 109 |
Waldemar von Tastillery (Dienstag, 14 Juli 2020 05:04)
Vielen Dank für das tolle & ehrliche Review Tim! Wir nehmen uns das auf jeden fall zu Herzen. Die nächsten Abfüllungen werden jetzt geplant, Fässer werden gesucht und Ideen entwickelt. Wir versuchen bei weiteren Projekten den Preis zu optimieren, bei diesem ersten haben wir viele Kosten gehabt und vor allem ist es ein exzellenter Whisky aus einem unglaublichen Fass. LG aus Hamburg