06. August 2021
Dies ist ein unabhängiger Bericht der Whisky-Helden, der mein eigenes Empfinden und meinen persönlichen Eindruck schildert. Das Sample zu der Abfüllung wurde mir von der Brennerei Henrich zur Verfügung gestellt. Vielen herzlichen Dank für den Support!
Als deutscher Whisky-Blogger habe ich natürlich auch immer ein Auge auf die in Deutschland gelegenen Brennereien und deren Abfüllungen. Besonders spannend finde ich es Whisky aus einer Brennerei zu verkosten, von der ich bis dato noch keinen Tropfen im Glas hatte. So auch heute mit dem gilors Peated Madeira.
Hinter gilors Single Malt Whisky steht die familiengeführte Brennerei Henrich aus Kriftel (Hessen) die im Jahr 2008 mit ihrem Projekt begann einen Deutschen Whisky zu etablieren. Dabei will man keineswegs ein schottisches oder irisches Erzeugnis kopieren, sondern einen eigenständigen markanten Geschmack kreieren. Dazu setzt man auf eine Mischung aus fränkischem (Bamberg) und schottischem getorften Malz sowie auf kleine wieder belegte Fässer und dem Krifteler Wasser! Das Malz wird in der eigenen Schrotmühle selbst geschrotet und die Destillation erfolgt im Pot-Still-Verfahren.
Das Whisky Sortiment umfasst heute regelmäßig einen Single Malt aus dem Sherryfass und einen Single Malt aus dem Portweinfass. Zusätzlich gibt es wechselnde und streng-limitierte Sonderabfüllungen.
Für meinen ersten Kontakt mit der Brennerei habe ich mich bewusst für den rauchigen gilors Peated Madeira entschieden. Warum? Zum einen mag ich rauchige Whiskys sehr gerne, bin aber auch sehr skeptisch wenn diese aus deutschen Brennereien stammen. Häufig finde ich hier ein Aroma von verbranntem Gummi, welches mir persönlich nicht so zusagt. Zum Anderen finde ich die Kombination mit Madeira reizvoll. Der Whisky wurde im Dezember 2016 destilliert und im Mai 2021 im Alter von 4 Jahren mit 45,3% abgefüllt. Man verzichtet auf Färbung und Kühlfilterung, was ich persönlich gut finde!
Mich empfängt ein aufregendes und intensives Raucharoma, welches schon zu Beginn an verbranntes Gummi und Autowerkstatt erinnert. Dies allerdings nicht ganz so dominant wie ich es von anderen deutschen rauchigen Whiskys kenne. Ein Glück! Damit kann ich gerade noch leben. Hinter der Rauchwolke vernehme ich verkohltes Getreide, Gummi und gelben, mehligen Apfel sowie gegrillte, unreife und säuerliche Ananas. Der Alkohol ist spürbar und deutet auf einen jungen, wilden Whiskys hin. Aber wo ist eigentlich der Madeira-Einfluss? Wenn überhaupt, dann ist dieser nur im Hintergrund spürbar und auch nur wenn man sich ganz stark darauf konzentriert.
Ein sehr interessantes Raucharoma, welches ich so noch bei keinem Whiskys wahrgenommen habe und schwer zu beschreiben ist. Ich versuche es mal so: Geräucherter Fisch der in Holzasche gefallen ist, etwas Gummi und leicht säuerliche Ananas. Anders als vom Nosing erwartet ist der Alkohol dann doch nicht ganz so ruppig wie erwartet sondern doch schon recht gut eingebunden. Auch hier bin ich auf der Suche nach Madeira-Aromen!
Asche, Gummi, leicht säuerlich, maritim und würzig. Nun kommt etwas mehr der Madeira durch, denn ich vernehme leicht säuerliche, spritzige rote Trauben.
Ein Whisky, der es einem nicht gerade einfach macht, denn zu Beginn dominieren insbesondere in der Nase die verbrannten Gummi und Werkstattaromen, die ich persönlich nicht mag. Allerdings muss ich gestehen, dass diese milder ausfallen als bei manch einem anderen deutschen rauchigen Whisky und die Nase sich schnell daran gewöhnt. Am Gaumen gefällt er mir dann besser und ich finde das einzigartige Raucharoma sehr spannend auch wenn mir zu dem ganzen Rauch und der Asche ein wenig der Gegenpart fehlt. Das Madeirafass konnte hier leider nicht wirklich Einfluss ausüben. Der Whisky wird eher durch den Spirit dominiert, was zu Aromen führt, die ich so nicht erwartet hätte. Man sollte den rauchigen gilors auf jeden Fall mal probiert haben. Mir persönlich sagt das Raucharoma nicht ganz zu.
Bewertung | |
Whisky-Helden | 9.00 von 15 Drams (Durchschnittlicher Whisky) |
Whiskybase | Link zu Base-ID 184455 |
Verkostungen und Berichte | Blog meinWhisky |
anderer Blogger/Experten | Blog Whiskyfanblog |
Blog Friends of Single Malt FOSM |
Factsheet | |
Region | Deutschland |
Abfüller | Brennerei Henrich |
Reifungszeit | 4 Jahre |
Fass | ex-Madeira |
Finish | (-) |
Alkohol | 45,3% |
Farbstoff | nein |
Kältefiltrierung | nein |
Preis | EUR 59 (0,5 Liter) |