13. Januar 2019
Nachdem mein Blog erst vor einigen Wochen die magische Marke von mehr als 1.000 Abonnenten auf Facebook geknackt hat, nulle ich heute schon wieder und veröffentliche meinen einhundertsten Whisky-Review. Doch welchen Whisky wählt man für einen solch besonderen Anlass? Einen Klassiker (wie etwa Talisker 10, Ardbeg Ten etc.) oder doch einen außergewöhnlichen Tropfen? Ich habe mich für letzteres entschieden und verkoste den Macallan Oscuro, eine Abfüllung die man aufgrund der nur sehr begrenzten Verfügbarkeit und des horrenden Preises jenseits der EUR 600 nur sehr selten im Glas haben wird. Zum Glück habe ich vor einigen Monaten ein Sample zugeschickt bekommen, welches nur darauf gewartet hat, für diesen Anlass geöffnet zu werden. Ich musste mich wirklich zurückhalten, das Sample nicht schon vorher zu öffnen.
Der Macallan Oscuro ist Teil der 1824 Collection, die die Traditionsbrennerei Macallan exklusiv für den Travel Retail auf den Markt gebracht hat. Für die Abfüllung wurden Destillate ausgewählt, die in den Jahren 1987 und 1997 entstanden sind und ausschließlich in ehemaligen Sherryfässern reiften. Dabei wurde zum Großteil auf first-fill Sherryfässer gesetzt, die dem Oscuro aufgrund der sehr langen Lagerzeit seine extrem dunkle Farbe verleihen. By the way: Oscuro entstammt dem spanischen und bedeutet dunkel. Doch nicht nur der Whisky ist einzigartig. Gleiches kann mal wohl auch von dem eigens hierfür designten Kristall-Dekanter sagen!
Ich bin wirklich gespannt was dieser Tropfen kann. Auf in die Verkostung!
Der Sherry lässt sofort seine Muskeln spielen! Ein beeindruckendes Aroma von süßlichen dunklen und roten Früchten/Trockenfrüchte wie Datteln, Rosinen und Pflaumen die sich mich deutlich spürbarem Toffee und milden Kakaopulver verbinden. Ein wenig Eichenholz/Zedernholz, dunkles Malz und süßliche Kuchenglasur. Nach hinten raus vernehme ich noch dezente Raucharomen (Richtung leicht geräucherter Schinken), ein wenig Tabak & Leder sowie Zimt und Orange. Ein vielschichtige Nase mit den unterschiedlichsten Aromen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Jedes einzelne Aroma hat genügend Luft, um sich zu entfalten. Well done!
Der "rote Faden" setzt sich fort. Auch im Geschmack dominieren eindeutig die roten und dunklen Früchte (Beeren,Datteln, Feigen), die sich nun aber zu Beginn mit einer pfeffrigen Note verbinden. Das Eichenholz ist spürbar und kombiniert hervorragend mit Vanille und Fudge. Es gesellen sich nach und nach Milchschokoalde, Espresso und ein leichter Orangenabrieb hinzu. Mir gefällt hier insbesondere die Kombination aus dunklen Früchte und den Fudgearomen sowie die ölige Textur.
Lang und trocken mit Tabak und dunklen Malzaromen sowie trockenen Kirschen, Kakao und würzigem Pfeffer. Ein wenig rauchig finde ich.
Eine bärenstarke Sherrybombe, bei der sich die typischen Sherryaromen auf eine sehr filigrane Arte und Weise mit süßlichen Malz- und Fudgearomen kombinieren. Trotz der ordentlichen Komplexität haben die einzelnen Aromen Platz sich zu entfalten. Es ist hier nicht der Tanz der Moleküle sondern der Tanz der Aromen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind und so zu einem tollen Verkostungserlebnis führen. Auch der Abgang ist eine Wucht. Im Vergleich zur Nase und Geschmack jedoch m.E. nicht ganz so ausdrucksstark.
Würde ich mir den Macallan Oscuro für den aktuellen Preis von über EUR 700 kaufen? Sicherlich nicht! Ich bin zwar froh ihn verkostet haben zu können, würde jedoch bei Sherrybomben auf günstigere Alternativen zurückgreifen. Mir kommen da spontan die Abfüllungen von Glendronach in den Kopf.
Bewertung | |
Whisky-Helden | 12.75 of 15 drams (Exzellenter Whisky) |
Whiskybase | Rating |
Factsheet | |
Region: | Speyside |
Abfüller: | Macallan |
Reifungszeit: | NAS (aber Destillate aus 1987-97) |
Fass: | Sherryfässer (Großteil first-fill) |
Finish: | nein |
Alkohol: | 46.5% |
Farbstoff: | nein |
Kältefiltration: | nein |
Preis: | ab ca. 700 EUR aufwärts |