26. Juni 2018
Dies ist ein unabhängiger Bericht der Whisky-Helden über die Produkte von Paul John Whisky, der mein eigenes Empfinden und meinen persönlichen Eindruck schildert. Die Samples wurden mir durch Paul John Whisky in Kooperation mit dem Bremer Spirituosen Contor für diesen Artikel zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanken möchte!
Mittlerweile sind die aus dem indischen Urlaubsparadies Goa stammenden „Great Indian Single Malts“ von Paul John längst kein Geheimtipp mehr., denn hier werden die Vorzüge der intensiven Reifung im heißen Klima Indiens mit der Eleganz der streng nach schottischem Vorbild durchgeführten traditionellen Destillation in Kupferbrennblasen verbunden. Paul John gehört zur John Distilleries Ltd. und besitzt aktuell 2 Brennblasen aus Kupfer, deren Kapazität bei 3.000 Liter pro Tag liegt.
Mit ober- und unterirdischen Lagerhäusern schafft die Brennerei unterschiedliche Reifebedingungen und fördert so die Entwicklung einer großen Vielfalt an Aromen. Paul John verzichtet selbstverständlich auf Kältefiltration sowie die Zugabe von Aroma- und Farbstoffen. Bei der Auswahl der Fässer setzt das Unternehmen auf beste amerikanische Weißeiche, der Torf kommt hauptsächlich von der schottischen Insel Islay und die Gerste stammt zu 100% aus Indien, vom Fuße des Himalaya.
In der Regel bringt Paul John 'No Age Statement' Abfüllungen auf den Markt, da aufgrund des tropischen Klimas der Austausch zwischen Fass und Brand beschleunigt wird und den Whisky schneller reifen lässt. Das Alter würde daher nicht unbedingt den Reifegrad des Whiskys widerspiegeln.
Mit dem Paul John Bold verkostete ich meinen ersten Whisky aus diesem Hause auf der Whiskyfair in Limburg im Jahr 2017. Allerdings handelte es sich hierbei um das letzte Dram des Tages und das schmeckt bekanntlich immer am besten bzw. ist die Sensorik bereits am Ende eines Messetages schon sehr in Mitleidenschaft gezogen. Von daher habe ich mich umso mehr gefreut, als mich Spoorthi von Paul John fragte, ob ich nicht Lust hätte, mal ein paar Abfüllungen der Brennerei zu verkosten und meine Eindrücke festzuhalten. Deal :)
Ein paar Wochen später erhielt ich dann auch das Paket vom Bremer Sprirituosen Contor mit 5! Samples zu, welches mit die Chance gab, die Unterschiede der einzelnen Abfüllungen der Range näher kennenzulernen und zu erfahren. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals für den Support!
PAUL JOHN CLASSIC |
|
Alkoholgehalt | 55,2% |
Fass | Bourbonfässer |
Finish | (-) |
Rauch | (-) |
Farbstoff | Ohne |
Kühlfiltrierung | nein |
PAUL JOHN EDITED |
|
Alkoholgehalt | 46,0% |
Fass | Bourbonfässer |
Finish | (-) |
Rauch | leicht rauchig |
Farbstoff |
Ohne |
Kühlfiltrierung | nein |
PAUL JOHN BOLD | |
Alkoholgehalt | 46,0% |
Fass | Bourbonfässer |
Finish | (-) |
Rauch | Rauchig |
Farbstoff | Ohne |
Kühlfiltrierung | nein |
PAUL JOHN PEATED | |
Alkoholgehalt | 55,5% |
Fass | Bourbonfässer |
Finish | (-) |
Rauch | Rauchig |
Farbstoff | Ohne |
Kühlfiltrierung | nein |
PAUL JOHN BRILLIANCE | |
Alkoholgehalt | 46% |
Fass | Bourbonfässer |
Finish | (-) |
Rauch | (-) |
Farbstoff | Ohne |
Kühlfiltrierung | nein |
Das Tasting eröffnete ich mit dem Paul John Brilliance, da er nicht rauchig ist und mit 46% gegenüber dem ebenfalls nicht rauchigen Paul John Classic weniger Volumenprozente besitzt. In der Nase dominieren vor allem süßliche Honig- und Vanillearomen, Gerste und Roggen und eine Priese Zimt. Irgendwie erinnert mich das insgesamt an Cognac ?! Im Mund schokoladig, malzig mit herben Eichenaromen. Im Vergleich zur Nase unerwartet herber. Im Abgang verweilen die herben Eichennoten und ich verspüre ein wenig Salz. Insgesamt ein recht kräftiger Start ins Tasting mit einer interessanten Kombination aus Nase und Taste.
Nun zum zweiten nicht-rauchigen Vertreter, dem Paul John Classic, der mit 55,2% ordentlich Volumenprozente auf die Waage bringt. Auch hier stiegen mir süße Malzaromen, Honig & Vanille, reife Früchte & Gerste und Zimt in die Nase, ähnlich wie beim Brilliance. Ganz zu Beginn eine leicht strohige Alkoholnote, die aber mit der Zeit verfliegt. Man muss ihm Zeit geben. Im Mund ein schöner würziger Antritt mit Honig und unerwartet grasigen Aromen. Exotische Früchte, Schokolade, Kaffeebohnen mit einer guten Portion Malz. Im Abgang Eichenholz, Schokolade, Honig und gerösteter Kaffee. Im Vergleich zum Brilliance dominieren hier mehr die exotischen Früchte am Gaumen, die zudem in braunem Zucker eingelegt sind.
Als bekennender Fan rauchiger Single Malts habe ich mich besonders auf die Kollegen Edited, Bold und Peated gefreut. Den Start macht der Paul John Edited, der laut offiziellen Tasting Notes nur eine gewisse leichte Rauchigkeit aufweisen soll. Auch hier entdecke ich in der Nase die mir bereits bekannten Frucht- und Honigaromen, die nun aber deutlich schwerer daher kommen und nach hinten raus Platz für Kakao und leichte Röstaromen sowie erfrischende Limette und Minze bieten. Auf der Zunge verhält er sich sehr würzig (Pfeffer). Die süßlichen Aromen sind nur nich wenig präsent und es dominieren herbe Aromen wie Eichenwürze, Kaffee und Walnuss. Auch hier ein leicht grasiger Einschlag. Der Abgang bringt dunkle Schokolade, Eichenwürze mit einer wirklich sehr dezenten Rauchnote mit sich. Insgesamt fehlt mir gerade im Mund ein wenig die Aufgeräumtheit. Die einzelnen Aromen wirken ein wenig durcheinander. Moment...sollte der Whisky nicht leicht rauchig sein?! Den Rauch muss man hier schon wirklich suchen bzw. sich voll und ganz darauf konzentrieren.
Bietet der Paul John Bold mehr Rauch? Ich hoffe es! Eine wenn auch milde Rauchnote mit Ctrusdüften und Kräutern schlägt mir um die Nase. Geht doch. Dahinter Waldhonig, Anis und ein wenig Butterscotch. Schön ausbalanciert mit Eichenwürze und tropischen Früchten. Kein vergleich zu der Art von Rauch den man von Islay kennt. Im Mund ein Mix aus getrockneten Kräutern Waldhonig und einer dezenten rauchnote. Dunkle Schoko mit Curry ?! Oder bilde ich mir das gerade ein? Leicht maritim. Im Abgang weiterhin kräutrig, würzig und rauchig. Hier kommt eher nicht viel. Insgesamt eine gute Ergänzung zu den rauchigen Whiskys in einer Sammlung/Bar, um seinen Gästen nicht immer den "Islayrauch" ins Gla szu füllen. Der Abgang überzeugt mich nur bedingt.
Nun zum letzten Whisky im Vertical Tating, dem Paul John Peated. Wird er seinem Namen gerecht und liefert mehr Rauch als der Bold? In der Tat! In der Nase schweben fruchtige und süßliche Raucharomen mit ordentlichen Vanillearomen und braunem Zucker. Je länger er atmet umso mehr entdecke ich erdige und fleischige Aromen, die in den Vordergrund drängen. Speck, Schinken. Macht Lust auf die Verkostung! Im Mund jedoch deutlich einfacher gestrickt als es die Nase vermuten lässt. Auch hier nicht die "typischen" Islayraucharomen, sondern eher Lagerfeuerasche gepaart mit fruchtigen Noten (Mango!?). Leichte Gewürznoten, Kräuter, cremige Textur. Der Alkohol ist mit 55,% gut eingebunden und kaum spürbar. Im Abgang geht der Rauch deutlich zurück. Jetzt dominieren Karamell und Vanille, Kräuter und Pflaumen. Ein toller Whisky mit einer ordentlichen Portion Kräuter.
Der Stil von Paul John ist wie das Land und die indische Kultur - bunt, dynamisch, lebendig und überaus vielfältig. Die Whiskys haben einen robusten und dennoch sehr eleganten Grundcharakter mit tropischen Fruchtaromen, Gewürzen und opulenten Noten von Honig, Vanille oder Schokolade. Insbesondere bei den rauchigen Vertretern (den edited würde ich übrigens nicht dazu zählen) fallen insbesondere die Kräuteraromen auf, die den Rauch veredeln.
Müsste ich mich für eine Abfüllung entscheiden, dann würde die Wahl wohl auf den Paul John Peated fallen, bei dem der rauchige Charakter durch die Fassstärke besser zur Geltung kommt.