11. Dezember 2020
Heute schafft es mal wieder ein deutscher Whisky in mein Glas, auf den ich mich sehr freue, denn er stammt aus der Hillock Park Distillery in Sprockhövel, dem Nachbardorf meiner Heimatstadt Hattingen, in der ich über 20 Jahre lang gewohnt habe.
Bereits seit dem Jahr 1878 ist die Destillerie & Brennerei Heinrich Habbel im Familienbesitz. Was als Kornbrennerei begann ist heute nun die größte Obstbrennerei in der Region und eine der wenig übrig gebliebenen. Mit der Hillock Park Distillery wurde im Jahr 2013 eine weitere neue Brennerei erbaut. Die Leitung unterliegt Michael Habbel und seiner Tochter Michaela Habbel.
Der Hillock 4,5 Peated ist der erste getorfte Single Malt der Brennerei, die nach schottischem Vorbild im Pot Still Verfahren brennt. Als Grundlage für den rauchigen Whisky wurde Torf mit 35 ppm gewählt. Der Whisky wurde zunächst in ex-Bourbon Fässer gelagert bevor er ein Finish in kleinen 70 Liter Pedro Ximinez Fässer aus Andalusien erhielt.
Ein sehr spezielles , aufregendes Raucharoma empfängt mich in der Nase. Ein Mix aus verbranntem Gummi und einem in Feuer stehenden Gerstenfeld (das finde ich häufig in getorften Whiskys aus Deutschland vor). Es dauert, bis sich meine Nase an die doch sehr prägnanten Aromen gewöhnt hat. Hinter dieser Wand erscheinen angebranntes Karamell, Rübensirup, helle Früchte und Leder. Nach dem ersten Zungenbefeuchter fällt der Rauch deutlich geringer aus, was mir deutlich besser gefällt, denn jetzt wechselt er in Richtung Lagerfeuer!
Wow, kräftig rauchig! Ich habe insbesondere das Raucharoma kalter Asche im Mund, welches sich mit warmen, leicht süßlichen Malz und Rübensirup verbindet. Reife Früchte (Pfirsich, Pflaume), brauner Zucker und etwas getreidig. Total interessant ist, dass zuerst der Rauch zuschlägt, dann aber ratz fatz durch die süßlichen Aromen kurz verdrängt wird um dann wieder eine Sekunde später sich mit diesen zu verbinden. Gefällt mir am Gaumen!
Mittellang mit Torfrauch, etwas Lakritz und Leder. Dazu süße Vanille.
Die Nase ist sicherlich nichts für schwache Nerven und zeigt ein höchst spannendes Raucharoma. Für mich jedoch etwas zu sehr in Richtung verbranntes Gummi. Hier hätte es etwas weniger sein können. Am Gaumen gefällt er mir aber richtig gut. Das verbrannte Gummi ist hier nur noch im Hintergrund spürbar. Es ergibt sich ein tolles Zusammenspiel aus kalter Asche, reifen Früchten und süßlichem Rohrzucker. Eine freche und wilde Abfüllung, aber ich denke, das ist auch so gewollt! Ein guter, rauchiger, deutscher Whisky, der sich mir nicht direkt beim ersten Schluck geöffnet hat, aber mit ein bis zwei weiteren Schlücken dann doch zu gefallen weiß! Liebe auf den zweiten Blick, wobei Liebe zu viel wäre und eher durch Zuneigung ersetzt werden müsste :)
Bewertung | |
Whisky-Helden | 10 von 15 Drams (Guter Whisky - Verkostung empfohlen) |
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Factsheet | |
Region | Deutschland |
Abfüller | Hillock Park |
Reifungszeit | 4,5 Jahre |
Fass | ex-Bourbon |
Finish | 70 Liter PX-Fässer |
Alkohol | 46,3% |
Farbstoff | nein |
Kältefiltrierung | nein |
Preis | EUR 52,30 (0,5l) |