22. Januar 2020
Dies ist ein unabhängiger Bericht der Whisky-Helden, der mein eigenes Empfinden und meinen persönlichen Eindruck schildert. Das Sample wurde mir von Pinkernells Whisky Market Berlin zur Verfügung gestellt. Vielen herzlichen Dank für den Support!
Whisky aus Norwegen? Eine Frage, die auch ich mir gestellt habe, denn die Beziehung zwischen Alkohol und dem skandinavischen Land ist aufgrund einer sehr restriktiven Politik eher schwierig. Alkohol ist nicht nur extrem teuer, sondern auch teilweise schwer erhältlich (es gelten bestimmte Verkaufszeiten, spontane Käufe an Tankstellen sind nicht möglich). Alkoholische Getränke mit mehr als 4,7% vol. dürfen sogar nur in Läden der staatlichen Gesellschaft "Vinmonoplet" verkauft werden.
Nichts desto trotz lassen es die Norweger gerne auch mal krachen und sind dem Alkohol keineswegs abgeneigt. Es ist daher nicht ganz verwunderlich, dass norwegische Whiskyfans auf der Insel Myken eine Whisky- und Ginbrennerei (Myken Destilleri AS) erbaut haben, in der seit Ende 2014 der erste arktische Single Malt gebrannt wird.
Myken ist Norwegens größter Whiskyproduzent. Der Whisky wird hier nach traditionellen schottischen Regeln gebrannt. Die bewusst langsame Destillation erfolgt über offener Flamme und für die Reifung greift man aktuell ausschließlich auf Eichenfässer zurück. Die Produktion, Lagerung und Abfüllung erfolgt vollständig in einem kleinen Fischerdorf auf der Insel, die 32 km vom Festland entfernt liegt. Für die Verdünnung des Whiskys wird entsalztes Meerwasser aus der kommunalen Wasseranlage verwendet. Besonders interessant und sehr löblich, dass man auf der Homepage der Brennerei die Zusammensetzung eines jeden Whiskys bis ins kleinste Detail nachvollziehen kann. Selbst die Zeiten der Fermentation, die durchschnittliche Brenndauer, die Lagerkonditionen sowie der Cut zwischen Head to Heart sowie Heart to Tails werden exakt angegeben. Mehr Transparenz geht nicht! Sehr cool!
Das für den Myken Peated Sherry 2019 verwendete Malz weist ein Phenolgehalt von 35 ppm auf. Insgesamt reifte der Spirit für 3 Jahre in sieben unterschiedlichen Sherry-Fässern mit einem Fassungsvermögen von 40 Litern. Dabei handelt es sich ausschließlich um 1st-fill "seasoned" Oloroso-Sherry-Fässer. Insgesamt ist die Abfüllung limitiert auf 550 Flaschen
Dank Pinkernells Whisky Market werden die Produkte von Myken Destilleri nach Deutschland importiert. Finden wir es heraus, was dieser Exot bietet!
In der Nase habe ich sofort ein Aroma von verbranntem Holz (angezündete Streichhölzer), geräuchertem Fleisch und ein wenig Iod. Es gesellen sich Röstaromen, Getreide, Toastbrot sowie nasses Heu hinzu. Die Sherryfässer verleihen ihm eine angenehmen Süße, Honig und Fruchtaromen. Abschließend etwas maritim. Je länger er steht und atmet, umso mehr verfliegt der Rauch und es übernehmen die getreidigen Aromen (Toastbrot, Haferflocken) mit Vanille. Der junge Alkohol kommt ein wenig durch. Nicht ganz so aufregend, aber sehr gut ausbalanciert!
Ok wow, jetzt bin ich etwas überrascht. Im Mund gibt es die geballte Ladung kalter Asche, als würde man gerade a einem stück verkohltem Holz lecken (warum man auch immer dies tun sollte). Die Aschewolke bringt kräftige dunkle Bitterschokolade, fleischige Aromen, geröstetes Getreide sowie süßlicher Honig mit sich. Nach hinten raus etwas Lakritz, leichte Kräuter mit medizinischem Iod. Die Fruchtaromen halten sich eher zurück. Ein wirklicher starker, intensiver Aufschlag, den ich persönlich klasse finde! Der Alkohol ist gut eingebunden, da war ich bei der Nase noch etwas skeptisch wegen.
Mittellang und doch recht trocken. Dezente Rauchwolken, weißer Pfeffer, Zartbitterschokolade, trockenes Holz mit süßlichem Vanille und Lakritz sowie spritzige Fruchtaromen.
Ein wirklich solider Single Malt mit sehr interessanten und außergewöhnlichen Raucharomen, die mit den bekannten Islay-Abfüllungen nicht zu vergleichen sind aber in Sachen Rauchigkeit auch keineswegs den Kopf einziehen müssen. Mir gefällt insbesondere der doch recht robuste Antritt im Mund, den ich so ausgeprägt nicht erwartet hätte. Hier muss man schon rauchige Whiskys mögen, denn das prägnante Aschearoma fordert einen schon (das wird definitiv nicht jedem gefallen). In der Nase kam der junge Alkohol noch ein wenig durch, während ich diesen im Mund kaum noch wahrgenommen habe. Peatlovers sollten diesen Artic Single Malt unbedingt mal probieren. Preislich finde ich ihn persönlich zu teuer, eine ganze Flasche würde ich mir zu EUR 80 für 0,5 Liter nicht kaufen, auch wenn der Myken Peated Sherry 2019 eher außergewöhnlich und einzigartig ist.
Bewertung | |
Whisky-Helden | 10 von 15 Drams (Guter Whisky - Verkostung empfohlen) |
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anderer Blogger/Experten |
Factsheet | |
Region | Norwegen |
Abfüller | Myken Destilleri |
Reifungszeit | 3 Jahre |
Fass | Sieben Sherry Fässer a 40l |
Finish | (-) |
Alkohol | 47% |
Farbstoff | ohne Farbstoff |
Kältefiltrierung | nein |
Preis | EUR 79 |